Papst Pius X. – Verteidiger des Glaubens

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Giuseppe Sarto, besser bekannt unter dem Namen „Papst Pius X.“, wurde am 2. Juni 1835 in dem kleinen Ort Riese (heute „Riese Pio dieche X“ genannt) in Oberitalien geboren. Er war das Älteste von neun Kindern und die Familie besaß lediglich ein einfaches, kleines Häuschen und ein mageres Feld. Der einzige Reichtum der Eltern Sarto, der Vater war Postbeamter und Kleinbauer, bestand in ihrem schlichten und tiefen Glauben, den sie an ihre Kinder weitergaben.

Früh schon regte sich in dem lebhaften Knaben das Verlangen nach dem Priestertum. Daher besuchte er das kleine Seminar in Treviso und dann das Priesterseminar in Padua. Im Jahre 1858 empfing er die Priesterweihe und wirkte fortan als Kaplan und Pfarrer.

Vom Volke nur „Don Giuseppe“ genannt, war er ein sehr eifriger Arbeiter und ein im Weinberg des Herrn stets geschätzter Seelsorger. Ihm blieb die Seelsorge keine Phrase, sondern es war seine Lebensaufgabe und so blieb er volksnah und einfach, wie man sehen wird, bis zu seinem Tode. Es ging sogar so weit, dass er den Ring, den er als Bischof trug, eines Tages aufs Pfandhaus nach Venedig brachte und den Erlös den Armen gab.

Nachdem Msgr. Sarto 1875 als Domherr nach Treviso berufen wurde, war Msgr. Zinelli äußerst zufrieden mit dem ehemaligen Pfarrer von Salzano. Er sagte, noch nie habe er einen so pünktlichen und arbeitsfreudigen Domherr gehabt wie ihn. Da Giuseppe Sarto mehrere Ämter zugleich innehatte, arbeitete er für vier. Zeit seines Lebens hatte er die Gabe, dass er genau wusste, was seine Pflichten waren und dass er mit nur durchschnittlich vier Stunden Schlaf pro Nacht zurechtkam.

Im Jahre 1884 wurde der ehemalige Domherr Sarto zum Bischof von Mantua. Während seiner Zeit als Bischof in Mantua bemühte er sich besonders um die Erneuerung des Klerus und den religiösen Wiederaufbau seiner Diözese.

Zu seiner dortigen Anfangszeit war Msgr. Sarto einmal mit einem priesterlichen Freund im Zug unterwegs. Im gleichen Abteil befanden sich zwei Herren, die sich beim Anblick der beiden Priester daran machten, über die Ernennung des neuen Bischofs von Mantua herzuziehen. Sie zogen den geistigen Wert und den politischen Sinn des Neuerwählten in Zweifel. Der bei dieser Frage Beteiligte mischte sich mir nichts dir nichts in die Unterhaltung ein und bewies seinen Gesprächsteilnehmern mühelos, dass bei Reibungen zwischen den Bischöfen und den Politikern das Unrecht meistens auf der Seite der Regierung wäre. Er tat dies mit so viel Ruhe und Geschicklichkeit, dass die zwei Herren genötigt waren, ihm recht zu geben. 

In diesem Augenblick hielt der Zug an, und Msgr. Sarto musste aussteigen. „Wer ist doch dieser so sympathische und wohlunterrichtete Priester?“ fragten die Herren den andern Geistlichen, der sich rüstete, seinem Kollegen zu folgen. „Es ist Msgr. Sarto, der neue Bischof von Mantua,“ antwortete er mit schelmischem Lächeln.

1893 ernannte ihn Leo XIII. zum Kardinal und Patriarchen von Venedig und es war am 3. August 1903 als Kardinal Sarto weinend und tief im Gebet versunken in der Paulinischen Kapelle des Vatikans kniete. Plötzlich trat ein junger spanischer Prälat, Mgr. Merry del Val, zu ihm und wollte sich erkundigen, ob Kardinal Sarto immer noch die Absicht hätte, die Papstwürde auszuschlagen, wenn er denn gewählt werden würde? Der Patriarch von Venedig konnte die nur vehement bestätigen. Auch später an jenem Tag widersetzte sich der verwirrte Kardinal Sarto dem Drängen seiner Mitbrüder; er sagte, er sei des höchsten Pontifikats unwürdig und unfähig, eine so erdrückende Last zu tragen. 

Am nächsten Tag fiel die Wahl, wie vorausgesehen, wieder auf Kardinal Sarto. Dieser vertraute sich den Händen Gottes an und erklärte: „Wenn es nicht möglich ist, dass dieser Kelch an mir vorübergeht, möge Gottes Wille geschehen! Ich nehme das Pontifikat als Kreuz an.“ – „Welchen Namen wollen Sie tragen?“ – „Weil die Päpste, die im vergangenen Jahrhundert am meisten für die Kirche gelitten haben, den Namen „Pius“ trugen, werde ich diesen Namen annehmen.“ So wählte ihn am 4. August 1903 das Konklave zum Nachfolger von Leo XIII. und er nannte sich „Pius X.“

Schon zu Lebzeiten als „Il Santo“ und „Volkspapst“ bezeichnet, ist er einer der größten Reformpäpste der Geschichte, der sich seinen Wahlspruch mehr als zu Herzen genommen, sondern gelebt hat: Omnia instaurare in Christo – „Alles in Christus erneuern“.

Z. B. förderte er die frühe Erstkommunion und den häufigen Empfang der Eucharistie, erneuerte das religiöse Leben im Volk und beim Klerus, sorgte für die dringend notwendige Verbesserung der Priesterausbildung, erneuerte den Gregorianischen Choral, das Messbuch, den Kalender und das Stundengebet. Gegen modernistische Strömungen und deren Vertreter ging Pius X. mit großer Schärfe vor, was teilweise zu Denunziationen innerhalb der Kirche und zu großer Unruhe führte. 

Es war nämlich so, dass sich eine Gruppe von Intellektuellen unter dem Vorwand einer Anpassung an die moderne Mentalität (daher der Name „Modernisten“) in den Kopf gesetzt hatte, die dogmatische und moralische Lehre der Kirche radikal zu verändern. Denn das modernistische System beruht auf irrigen philosophischen Prinzipien: dem absoluten Agnostizismus, d. h. der Annahme, dass es für den menschlichen Geist unmöglich sei, zu Gewissheiten zu gelangen, und dem Immanentismus, demzufolge Gott durch vernunftgestützte Beweise nicht erkannt werden könne, sondern einzig und allein durch die subjektive Erfahrung jedes Einzelnen.

Diese Grundsätze führen dazu, dass die Existenz einer objektiven Wahrheit und daraus folgend die Möglichkeit einer göttlichen Offenbarung geleugnet wird. Letztlich reduziert sich dabei die Religion nur auf Symbole.

Die Maßnahmen von Pius X. gegen den Modernismus waren: das Dekret Lamentabili (1907), die Enzyklika Pascendi (auch 1907) und der Antimodernisten-Eid für Priester durch das Motu Proprio Sacrorum Antistitum (1910).

Generell litt er sehr unter der Last und Enge des Pontifikates und hatte Heimweh nach der Weite der Lombardei. Als sich 1914 der Erste Weltkrieg ankündigte, wurde er immer schwächer. Dass er den Ausbruch des Ersten Weltkrieges nicht verhindern konnte, traf Pius X. tief und ließ ihn vor Kummer darüber sogar erkranken. 

Als der Krieg begonnen hatte, war er zutiefst erschüttert und schrieb in einem Brief an alle Katholiken der Welt, dass Christus der Friedensfürst sei und nur er Frieden in die Welt bringen könnte. 

Wenige Tage später, am 20. August 1914, starb Pius X. – ein großer Mann aus kleinen Verhältnissen. 

Pius XII. sprach Sarto am 3. Juni 1951 selig und hob bei der Seligsprechung hervor, dass Pius X. „die exakte Diagnose der Krankheiten und Irrtümer unserer Zeit geliefert hätte“.

Am 29. Mai 1954, nur 40 Jahre nach seinem Tode, wurde Don Sarto heilig gesprochen, und somit wurde aus „Don Sarto“ ganz offiziell „Don Santo“, wie er schon zu Lebzeiten von manchen genannt worden war.

In der Akte seiner Heiligsprechung ist hinterlegt, dass er die Hl. Messe in weniger als 20 Minuten gelesen hat, vom An- bis zum Ausziehen. Er hat geraucht, während des Hochamts geschnupft und gönnte sich täglich um 10 Uhr ein Glas Wein, ohne sich umständlich bedienen zu lassen. Ein ganz normaler Mensch eben.

Da fragt man sich: Und so einer kann heilig sein? Gewiss! Denn sein Vorteil war, dass er äußerst fromm war und selbstlos liebte. Wie können wir froh sein, dass sich die Frömmigkeit nicht an der Stoppuhr misst, oder? Denn Heiligkeit wird am Glauben, an der Hoffnung und der Liebe gemessen. Und Seine Heiligkeit hatte ein hohes Maß an Liebe, Pflichterfüllung und eine übergroße Portion Gottvertrauen. Hinzu kam eine wahre und echte Demut, ein sich komplett vergessen zu können und in der Liebe zu Gott aufgehen, und das, obwohl er schon zu Lebzeiten viele nachgewiesene Wunder gewirkt hatte. Auch als er älter und gebrechlicher wurde, das Leuchten in seinen Augen wurde immer stärker. Die Augen, der Spiegel der Seele.

Kardinal Merry del Val, sein Staatssekretär, bezeugte: „In all seinen Handlungen ließ er sich stets von übernatürlichen Gedanken leiten und zeigte, dass er mit Gott vereint war. Für die wichtigsten Angelegenheiten pflegte er auf das Kruzifix zu blicken und ließ sich von ihm erleuchten; in Zweifelsfällen vertagte er seine Entscheidung und pflegte mit festem Blick auf das Kruzifix zu sagen: Er wird entscheiden“. 

Mit Sicherheit können wir noch einiges von Papst Pius X. lernen. Und wenn es nur eine Sache wäre, dann in Stresssituation auf das Kreuz zu blicken, alles in Seine Hände zu legen und uns immer mehr von Seiner Liebe erfüllen und durchdringen lassen.